Spielen macht Spaß, Lernen ist langweilig?

Völliger Quatsch! Es kommt darauf an, was man lernt, was man spielt, und wie beides zusammenwirkt. Trotzdem ist dieses Vorurteil in vielen (Kinder-)Köpfen nach wie vor beständig. Woran das liegt, was man dagegen tun kann und warum Lernspielzeug genauso viel oder gar mehr Spaß macht als „normales“ Spielzeug, erfährst du in diesem Post.

„Kommst du auch?“ „Nein, ich muss lernen!“

Hast du das schon einmal gesagt oder gehört? Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, denn wir waren alle einmal Schulkinder und durften nicht zum Spielen raus, weil am nächsten Tag die letzte Mathearbeit geschrieben wurde und dafür gelernt werden musste. Kein Wunder, dass man bei solch einem harten Schicksal fast schon traumatisch die Erfahrung des Lernens mit Langeweile, Ödnis und bitterer Einsamkeit in Verbindung bringt.

Spielen hingegen ist toll, für manche vielleicht etwas kindisch, aber immer noch toll, denn Spielen bedeutet Spaß, Erlebnis, Freunde und Lachen. Daher liegt es ebenso nahe, dass man das Spielen als Grundfeind des ernsten Lernens auffassen könnte. Denn aus dem beschriebenen Blickwinkel wirkt es so, als seien die zwei Begriffe in ihrer Bedeutung komplett gegenteilig. Deshalb wollen Kinder, wenn sie die Wahl haben, in der Regel viel lieber spielen als lernen.

Wie kann man sich aber freimachen von diesen negativen Vorurteilen, die dem Lernen entgegenstehen. So, dass Kinder vielleicht irgendwann sagen „Ich kann heute nicht raus, ich darf lernen“. Oder sogar „Ich kann heute nicht, ich möchte lernen“? Was wie Wunschdenken verbitterter Physiklehrer klingt, ist jedoch gar nicht so abwegig. Denn wenn man weiß, wie ein Mensch lernt und was dabei in seinem Gehirn passiert, kann man die gewonnen Erkenntnisse für sich und sein Kind nutzen.

Übung macht den Meister

Wie das Gehirn lernt, kann man kompliziert und vereinfacht darstellen. Da die komplizierte Variante Begriffe wie Diffusion, Kommissurfasern und Oligodendroglia, sowie eine lange Liste an Chemikalien und Hormonen enthält, soll an dieser Stelle die vereinfachte Darstellung genügen.

Jeder weiß ungefähr, wie Training funktioniert. Wenn ich etwas oft und regelmäßig tue, werde ich darin besser. Wer oft und regelmäßig eine Hantel stemmt, kann diesen Effekt an seinem Körper beobachten, denn sein Arm wird muskulöser und damit dicker. Wer regelmäßig läuft, trabt schneller, einfacher und mit mehr Freude daher, als jemand, der am liebsten auf dem Sofa sitzt.

Ein Netzwerk im Gehirn

Dinge, die vorrangig den Geist und nicht den Körper betreffen, lernt das Gehirn auf die gleiche Art und Weise. Wer schon lange viel liest, kann einen Roman schneller zu Ende lesen (und dabei alles verstehen) als jemand, der selten ein Buch in die Hand nimmt. Woran liegt das?

Im Gehirn gibt es Nervenzellen, sogenannte Neuronen, die miteinander kommunizieren. Wenn zwei Neuronen häufig miteinander kommunizieren müssen, machen sie es sich einfach und verbinden sich, sodass die Informationen schneller ankommen. So verbinden sich im Laufe eines Menschenlebens Millionen von Neuronen im Gehirn miteinander, wodurch ein Netzwerk entsteht. Dabei gilt: Je mehr Verbindungen ein Neuron bereits zu anderen Neuronen hat, desto einfacher kann es neue Verbindungen herstellen. Und je mehr man lernt, desto dichter wird das Netzwerk.

Du hast das alles noch nicht so ganz verstanden? Hier findest du ein Beispiel, das die Vorgänge etwas detaillierter erklärt.

Der erste Versuch

Bei Schulklassen beliebt, bei Lehrern verhasst und Umweltzschützern ein Dorn im Auge: Papierflieger sind beliebt, sie zu bauen ist aber nicht so einfach.

Baut ein Kind seinen ersten Papierflieger, wurden die Neuronen im Gehirn, die für die passenden Denk- und Bewegungsabläufe zuständig sind, nur ganz selten aktiviert. Darum fallen die ersten Versuche sehr schwer (und meistens schnell zu Boden): Es existiert noch kein passendes Netzwerk, die Bewegungen sind plump, die Abmessungen falsch und das Ergebnis nicht zufriedenstellend. Und bis sich ein Netzwerk bildet, dauert es eine Zeit.

Papierflieger-Profi

Ich fürchte nicht den Mann, der 10.000 Kicks einmal geübt hat, aber ich fürchte mich vor dem, der einen Kick 10.000 mal geübt hat.

Bruce Lee, 1940-1973, Kampfkünstler und Schauspieler

Der hundertste Flieger wird meist ohne jedes Nachdenken gebaut. Die Grundprinzipien sind ja immer dieselben und können problemlos ausgeführt werden. Daran kann man erkennen, dass die zuständigen Neuronen alle nötigen Verbindungen erstellt haben, und zur Ausführung der Befehle kaum noch Aktivität seitens des Gehirns notwendig ist. Die Bewegungen werden wie automatisch ausgeführt.

Die Abläufe im Gehirn sind bei allen Lernaktivitäten gleich, egal, ob man den Bau eines Papierfliegers erlernt oder den ersten Satz der Thermodynamik. Das gilt allerdings auch für Spielaktivitäten. Denn gilt das Falten eines Flugobjektes jetzt eher als Spielen oder eher als Lernen?

Das Netz verdichtet sich

Das Gehirn erhält tägliche Millionen Reize durch unsere Sinne. Geräusche, Lichter, Bilder und mehr in vielerlei Varianten. Daher muss es filtern, was wirklich wichtig ist, damit wir nicht beispielsweise bei jedem kleinen Geräusch zusammenzucken. Wenn ich einmal im Leben einen Papierflieger baue, ist das für mich als Person vielleicht ein Meilenstein, für mein Gehirn aber völlig unwichtig.

Das Gehirn muss also erkennen, dass dies eine wichtige Tätigkeit ist, die eines Netzwerks bedarf. Darum ist regelmäßige Übung für den Lernerfolg elementar. Sie gibt dem Gehirn das Signal: Das ist wichtig, das mache ich jetzt öfter. So werden die Neuronen häufiger aktiviert und verbinden sich miteinander. Diesen Effekt kann man nach vielen Versuchen selbst beobachten. Fiel der erste Flieger vielleicht noch wie ein Stein zu Boden, wird der zehnte Versuch wesentlich erfolgreicher sein.

Spielen und Lernen – Wo ist der Unterschied?

Bei jedem neuen Spiel gibt es etwas Neues zu lernen. Wenn ein Kind einen möglichst hohen Turm bauen möchte, muss es ausprobieren, wie es die Bausteine am besten aufeinanderstapelt, sodass der Turm nicht umfällt. Das Kind versucht es wieder und wieder, wobei sein neuronales Netzwerk im Gehirn dichter und dichter wird. Selbst bei einem Brettspiel muss man erst die Regeln erlernen und merkt vielleicht beim fünften oder sechsten Durchgang, welche Züge möglich sind, die man vorher nicht gesehen hat, weil noch kein Netzwerk dafür vorhanden war.

Der große Unterschied ist das Ziel, das man verfolgt. Das Kind möchte nicht Statik, Physik und Geometrie lernen. Es möchte einen höheren Turm haben als das Nachbarskind. Es folgt einem Grundbedürfnis des Menschen: Zu zeigen, dass man besser ist als der andere. Dieses Ziel motiviert und so werden die unausweichlichen Fehlversuche als Rückschläge auf dem Weg zu einer höheren Aufgabe hingenommen. Die Zeit, die benötigt wird, um Durchbrüche zu erreichen, wird toleriert, denn die Motivation ist hoch und so auch der Spaß, den man hat, wenn das Ziel nach vielen Fehlschlägen erreicht wurde.

In der Schule müssen Kinder Mathe lernen, ob sie wollen oder nicht. Das Ziel, eine fundierte Kenntnis der Mathematik zu erlangen, ist für viele Kinder zu abstrakt, als dass es mit positiven Emotionen verbunden werden könnte. Das Ziel ist daher der Zweck selbst, das Kind lernt Mathe, um Mathe zu können. Das kann kurzfristig funktionieren, ist aber kein Ziel, mit dem man sich langfristig motivieren kann.

Zusammenfassung

Mit Spaß lernt es sich einfacher und besser, weil wir Fehlversuche eher hinnehmen, als wenn wir gefrustet sind. Hat man keine Lust auf das Thema, sagt man schnell: „Das werde ich nie können!“ Das ist nur deshalb wahr, weil mit dieser Einstellung weniger geübt wird und die Neuronen im Gehirn so nie die Chance haben, das dichte Netzwerk zu bilden, das man braucht, um gut zu werden.

Zum Lernen muss man scheitern, das ist von der Natur so vorgesehen. Dieses Scheitern frustriert umso mehr, wenn man nicht weiß, warum man etwas tut, wenn man kein klares Ziel vor Augen hat. Artikel über Auftrieb, über Aerodynamik oder über die unterschiedlichen physikalischen Eigenschaften von Papier und Pappe zu lesen, erscheint langweilig. Aber so lange Papierflieger zu bauen, bis der eigene weiter und höher fliegt als der des Nachbarn, erscheint aufregend und spaßig. Durch die ständigen Fehlversuche wird das Neuronennetz dichter und dichter und der Flieger besser und besser.

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